Einkaufen mit Kindern

Warum tue ich mir das immer wieder an? Noch dazu freiwillig? Und wieso vergesse ich nach jedem dieser besonderen Erlebnisse wieder, warum ich genau dies nach Möglichkeit vermeiden sollte?

Heute war ich mit meinen Kindern einkaufen. Normalerweise erledige ich das vormittags, wenn sie in Kindergarten und Schule sind. Aber irgendwie hielt ich es heute Vormittag für eine nette Idee, den Wochenendeinkauf gemeinsam mit den Kindern zu erledigen. Bilder aus der Werbung von glücklichen Familien, die in handgeflochtenen Weidenkörben appetitlich aussehende Lebensmittel nach Hause bringen, spukten durch meinen Kopf, begleitet von der dazugehörigen Musik… der Wahnsinn schlummert in jedem von uns.

Wir fahren also gemeinsam los. Wir leben sehr auf dem Land und in unserem Ort gibt es kein Lebensmittelgeschäft. Auf dem Parkplatz vor dem Laden halte ich meine übliche Ansprache: wir kaufen nur ein, was auf dem Zettel steht, es wird nicht alles angefasst und es gibt kein Einkaufswagenwettrennen durch die Gänge. Hatten wir alles schon. Wie schön, dass meine Kinder mich immer wieder überraschen!

Wir sind noch nicht einmal durch die automatische Schiebetür, schon geht der erste Streit los. Es gibt nämlich nur noch einen Kindereinkaufswagen und den hat sich die Kleine geangelt. Der Große ist beleidigt, aber ich kann die Wogen nochmal glätten, indem ich ihm meine Einkaufstasche überlasse.

Nach vielleicht fünf Metern im ersten Gang geht es wieder los. „Dürfen wir nicht wenigstens ein Trinken? Wir sind soooo durstig. Wir halten es keine Sekunde länger aus, sonst vertrocknen wir!“

Nun ist es leider so, dass ich von diesen bunten Kindergetränken gar nichts halte. Leider stimmt es aber auch, dass sie früher ab und zu ein solches Trinken haben durften. Das beschert mir keinen leichten Stand, aber ich ziehe es durch, verweise auf unsere Abmachung im Auto auf dem Parkplatz und setze den Einkauf mit schmollenden Kondern fort.

Nächster Halt, Obst und Gemüse. Leider bedeutet das auch nächster Streit. Wir brauchen Tomaten, Gurken, Paprika und Kartoffeln. Die Kinder holen erst eifrig alles, was ich ihnen auftrage, doch dann darf der Große die Tomaten aussuchen. Die kaufen wir lose, also muss man sie abwiegen. Mein Schulkind kann das schon. Blöderweise schimpft jetzt die Kleine, dass das unfair ist, immer darf nur der Große, und sowieso will sie gefälligst auch was abwiegen. Ich erkläre ihr, dass das überhaupt nicht unfair ist, dass sie das genauso oft darf und dass sie bitte den Motzton abstellen soll. Um größeres Übel abzuwenden stehen plötzlich auch Äpfel auf dem Einkaufszettel, die sind auch lose …

Am Kühlregal mit den diversen Joghurts vorbei blocke ich alle Versuche meiner Brut, doch einen der bunten Kinderjoghurte in den Einkaufswagen zu bekommen ab. Es wird gequengelt, gebettelt und mein Großer versucht sich sogar an leichter Erpressung. Ich bin genervt, weiß aber auch, dass meine entzückenden Kinder diese bunten Joghurts jedesmal nach dem dritten Löffel stehen lassen. Sie mögen sie nämlich gar nicht! Das macht mir das Nein leicht.

Zwischendurch zanken sich die zwei darum, wer jetzt mehr Artikel im Wagen bzw. in der Tasche hat. Kommentarlos teile ich alles gerecht auf.

Weiter zur Wurst- und Käsetheke. Da dürfen die Kinder mit aussuchen, was wir nehmen. Landet ja zum Großteil auf ihren Butterbroten. Leider gehört es scheinbar zum Aussuchen dazu, die Hände möglichst großflächig an die saubere Thekenscheibe zu pressen, die Nase im Idealfall gleich mit. Wiederholt ziehe ich meine Kinder von der Scheibe weg, während mein Tonfall immer genervter wird. Zum Glück kennen uns hier alle. Ist der Ruf erst ruiniert…

An der Kasse gibt es eine kurze Schlange. Mein Großer nutzt die Wartezeit für ein Experiment: sind die Artikel im Einkaufswagen der Schwester schwer genug, dass er sich auf die hintere Achse stellen kann, ohne dass der Wagen kippt? Gerade noch rechtzeitig fange ich ihn mit einer Hand auf und den Wagen mit der anderen. Nicht mehr ganz leise zische ich den Großen an, er soll sich doch bitte benehmen, und die Kleine, sie soll aufhören zu kreischen. Sie war mit der Enterung ihres Einkaufswagens nämlich nicht einverstanden gewesen, Wissenschaft hin oder her.  Die Kassiererin verkneift sich unterdessen nur mit Mühe das Grinsen. Wie gesagt, man kennt uns.

Schweißgebadet begleiche ich die Rechnung, während mein Großer die Kassiererin darüber aufklärt, dass das Auto von seinem Papa LED Lichter hat, neue Lkws übrigens auch, nur die alten nicht. Die Kleine hängt derweil schon am Brunnenrand vor dem Geschäft und ich schicke ein Stoßgebet nach oben, dass sie nicht wieder versucht, auf dem Rand zu balancieren. Ich verabschiede mich also schleunigst und zerre den Großen mit nach draußen, was ihn nicht von seinem Thema ablenkt. Anschließend pflücke ich die Kleine unter Protest vom Brunnenrand, auf den sie eben erst erfolgreich hochgestiegen war – meine Tochter, die Bergziege – und verfrachte Einkäufe und Kinder ins Auto. Als alle angeschnallt sind und sich die Kinder gerade streiten, wer schneller war beim Anschnallen, schließe ich kurz die Augen und atme einmal tief durch, bevor ich den Motor starte. Nächstes Mal gehe ich wieder alleine einkaufen.

Ein Kommentar zu „Einkaufen mit Kindern

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